VfL findet erst nach der Halbzeit zu Normalform
Der personell stark geschwächte Regionalligist VfL Bensheim hatte beim Gastspiel bei den Gießen Pointers keine Siegeschance. Mit 89:66 musste man die Punkte beim Aufstiegsaspiranten lassen und zog sich dank einer ordentlichen Leistung in der zweiten Halbzeit noch achtbar aus der Affäre, wenn man bedenkt, dass das Team aufgrund einer Viruserkrankung fast aller Spieler seit drei Wochen kein Mannschaftstraining mehr absolvieren konnte.
Coach Christian Roth setzte zu Beginn der Partei auf eine kleine Aufstellung. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, denn die beiden Center Tilman Isensee und Jonas Gieseck standen ebenso wenig zur Verfügung wie Marc Liyanage, der mit der Knöchelverletzung aus dem Reutlingen-Spiel für den Rest der Saison ausfällt. Gießen machte von Beginn an Druck und überrannte den VfL förmlich. Das Umschalten von Angriff auf Verteidigung funktionierte bei den Südhessen überhaupt nicht, so dass die Pointers einen Fastbreak nach dem anderen verwandelten. Schaffte es der VfL einmal den direkten Weg zum Korb zu schließen, trafen die Außenschützen der Gastgeber ihre Dreier, so dass auf den VfL ein wahrer Punkteregen niederging, der für den weiteren Verlauf der Partie nichts Gutes verhieß. Nach dem ersten Viertel stand es 31:13 für den Favoriten. Taktische Änderungen brachten keinen Erfolg, einzig Johann Roth hielt sein Team einigermaßen über Wasser. Er erzielte alle seine 13 Punkte in der ersten Halbzeit, konnte aber nicht verhindern, dass es zur Pause beim 27:59 nach einer deftigen Klatsche für die Bergsträßer aussah.
In der „schwächsten Halbzeit der letzten Jahre“ (Zitat Roth) ärgerte sich der Coach zum einen über das schwache Umschaltspiel, prangerte aber auch die mangelnde Physis seines Teams in der Defense an. In der kompletten ersten Halbzeit hatte Bensheim lediglich drei Fouls begangen und sich nicht gegen das variable Spiel der Gastgeber gestemmt.
Nach dem Seitenwechsel erlebten die Zuschauer in der Brüder-Grimm-Sporthalle ein anderes Team. Mit Zied Sadfi konnte Roth nun auch einen Centerverteidiger aufbieten. Sadfi konnte erst im Laufe des zweiten Viertels zum Team stoßen und integrierte sich gleich prächtig. Der Spieler aus der zweiten Mannschaft lieferte sich nun ein packendes Duell mit dem Gießener „Big Man“ Nemanja Nadjfeji und engte dessen Kreise ein. Im Angriff konzentrierte sich Johann Roth auf das Aufbauspiel, wobei er vom aus längerer Krankheitspause zurückgekehrten Yann Gröhlich sehr gut unterstützt wurde. Auch Richi Maurer hatte drei Wochen nicht trainiert, wollte aber ebenfalls seinen Teil beitragen und blockte den einen oder anderen Wurf der Pointers. Mit dieser Energie in der Verteidigung und kontrolliertem Angriffsspiel drehte man den Spieß um. Nach dem dritten Viertel stand es „nur“ noch 50:70, es war schon verwunderlich, wie verwandelt der VfL aus der Kabine gekommen war. Auch die grippegeschwächten Niko Anders und Justus Arndt boten noch einmal alle Kräfte auf und steuerten weitere 10 bzw. 11Punkte bei. Zum Ende der Partie ließen allerdings die Kräfte nach, eine entscheidende Aufholjagd hatte auch niemand mehr erwartet.
„Für uns war das Spiel heute seit mehreren Wochen eine erste Trainingseinheit unter Wettkampfintensität mit einem größeren Teil des Kaders. Wir haben uns in der zweiten Hälfte einigermaßen gefunden und die Abläufe wieder ins Rollen gebracht. Wenn wir ab jetzt wieder nach und nach unsere Akteure gesund zusammenbekommen, können wir den Ausfall von Marc bis zum Saisonende vielleicht kompensieren“, gibt sich der Übungsleiter zuversichtlich und gewinnt der deutlichen Niederlage die positiven Seiten ab.
Es spielten: Justus Arndt (11 Punkte), Yann Gröhlich (5/1 Dreier), Johann Roth (13/2), Richard Maurer (8), Julius Kraus (14/4), Felix Becker, Zied Sadfi (2), Jan Tschakaloff (3).