Es kommt sehr selten vor, aber an diesem Samstagabend war es so weit. Zweimal musste die Partie der 1. Regionalliga in die Verlängerung, bis am Ende ein Sieger feststand. Mit Glück und Geschick erzielten die Sunkings Saarlouis kurz vor einer möglichen dritten Overtime die entscheidenden Punkte zum 115:118 und verhinderten einen Überraschungserfolg des VfL Bensheim.

Zu Beginn bahnte sich eine einseitige Partie zugunsten des Favoriten an. Die Saarländer, die derzeit das höchste Tempo der Regionalliga spielen, legten entsprechend forciert los. Schnell lagen die an diesem Abend von Yann Gröhlich gecoachten Gastgeber mit 2:13 in Rückstand, nachdem sie zunächst überhaupt keinen Zugriff auf ihre Gegner finden konnten. Erst mit einer Auszeit und der Einwechslung von Playmaker Johann Roth, der erst zu Spielbeginn angereist war, fand man in die Spur und konnte Paroli bieten. Trotzdem musste man mit 14:28 in die erste Viertelpause gehen.

Anschließend setzte sich der VfL immer besser in Szene. Und als Niko Anders auf das Feld kam und zwei Dreier zum 28:36 versenkte, mussten zum ersten Mal die Gäste über taktische Veränderungen nachdenken. Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, dem bis zur Halbzeit offensiv vor allem die Routiniers Eric Curth und Marc Liyanage ihren Stempel aufdrückten. Zwei Freiwürfe von Liyanage führten dann auch zum 42:50 zur Pause.

In der Kabine mussten die Mannen von Gröhlich und dem an diesem Tag als Assistent fungierenden Christian Roth vor allem in der Verteidigung neu eingestellt werden. Das gelang von Beginn an. In den folgenden fünf Minuten gelangen den Sunkings lediglich 9 Punkte und der in seinen Kurzeinsätzen sehr wertvolle Jeroen Haaf erzielte mit zwei erfolgreichen Mitteldistanzwürfen sogar den Ausgleich zum 59:59. Erst kurz vor Ende des dritten Viertels konnte Saarlouis wieder etwas davonziehen, es ging mit 67:75 in den letzten Spielabschnitt.

Hier kam es zum Shootout der mit Abstand ältesten Akteure auf dem Platz. Ricky Easterling, inzwischen eingedeutschter US-Amerikaner und Urgestein bei den Saarländern, trumpfte in dieser Phase groß auf und hielt sein Team mit drei Distanzwürfen den knappen Vorsprung. Dem stand der an diesem Abend überragende Niko Anders in nichts nach und legte insgesamt sogar 8 erfolgreiche Drei-Punkte-Würfe auf. Bemerkenswert: Easterling wurde an diesem Tag 42 Jahre alt, Anders folgt ihm in der nächsten Woche auf das gleiche Alter. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit stand es 86:91 und man rechnete nicht mehr mit einem Aufbäumen der müde wirkenden Gastgeber. Doch angetrieben von den mehr als 200 Zuschauern in der AKG-Sporthalle aktivierte man die vermeintlich letzten Energiereserven. Wie kurz vor der Halbzeit waren es Curth und Liyanage, die mit jeweils einem Dreier den VfL auf 92:94 heranbrachten. In der letzten Minute wehrten die Bensheimer alle Angriffe ab und Tilman Isensee sorgte nervenstark von der Freiwurflinie für den Ausgleich.

In der ersten Verlängerung ein ähnliches Bild. Saarlouis erspielte einen kleinen Vorsprung, der VfL konterte. Unter anderem mit 5 Punkten in Folge von Tobias Faller, der den mit Foulhöchstzahl ausgeschiedenen Tilman Isensee ersetzt hatte. Pech für den VfL: Mit dem Ablauf der 24-Sekunden-Uhr trafen die Gäste zum 103:105. Es waren noch 14 Sekunden auf der Uhr. Ein einstudierter Spielzug nach einem Einwurf brachte durch Marc Liyanage den erneuten Ausgleich zum 105:105. Damit ging es in die zweite Verlängerung, die ein ähnliches Bild bot, nur, dass die Kräfte beim VfL nachließen. Erneut brach die letzte Spielminute an, erneut stand es unentschieden, jetzt 103:103. Der 2,10m Center Jordan Camper brachte sein Team in Front, Eric Curth glich aus. Bei 115:115 brachte der letzte Angriff der Gäste die Entscheidung. Camper konnte den Ball zu Centerkollege Yannis Steger passen, der gefoult wurde, aber den Ball verwandelte. Der anschließende Freiwurf brachte dann die endgültige Entscheidung. Trotz des sehr unglücklichen Ausgangs wurden die Bensheimer Männer von den Fans mit Standing Ovation verabschiedet – das war der Dank für einen grandiosen Basketballabend, der alle in der Halle und im Livestream von den Sitzen gerissen hatte.

Es spielten für den VfL: Justus Arndt (4 Punkte), Johann Roth (9 Punkte), Marc Liyanage (18 Punkte / 3 Dreier), Ben Keßler, Jonas Gieseck, Niko Anders (24 / 8), Tilmann Isensee (9), Russel Drach, Jeroen Haaf (5), Tobias Faller (16 / 1), Eric Curth (22 / 3).