Nicht unerwartet kam für die Regionalliga-Herren des VfL Bensheim die deutliche 60:89-Niederlage bei Ligafavorit Schwenningen. Vor 600 Zuschauern und einer großartigen Stimmung in der Deutenberghalle gelang es den Gästen nicht, den Favoriten zu ärgern. Immerhin konnte man sehr stark ersatzgeschwächt eine hervorragende zweite Halbzeit abliefern, die Mut für die kommenden Aufgaben macht.
Eine besondere Aktion vor dem Spiel bleibt in den Köpfen und Herzen der Beteiligten. Vor dem Tip-Off gab es eine Schweigeminute zum „Orange Day“, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Mädchen und Frauen. Damit setzten alle Akteure ein sichtbares Zeichen für Respekt, Schutz und Gleichberechtigung.
Mit Tilman Isensee, Marc Liyanage, Felix Becker, Jeroen Haaf und Ben Keßler fehlten Coach Christian Roth fünf wertvolle Akteure, die für sich genommen schon eine Starting Five in der Liga bilden könnten. Er konnte mit Jonas Gieseck und Tobias Faller immerhin zwei Center aufbieten, war aber ansonsten auf seine „kleinen“ Spieler angewiesen, von denen Justus Arndt direkt aus der Frühschicht im Krankenhaus auf die dreistündige Anreise gehen musste. Mit einer Ball-Raum-Verteidigung versuchte man daher, den körperlichen Nachteil und den personellen Aderlass auszugleichen. Bis zum 8:16 nach sieben Minuten gelang dies auch recht ordentlich, aber bereits jetzt war erkennbar, dass die provozierten Fehlwürfe zu oft wieder bei den Gastgebern landeten. Als dann die Außenschützen der Panthers anfingen, ihre Würfe zu treffen, führte ihr 10:0-Lauf zum 8:26 aus Bensheimer Sicht. Im zweiten Viertel lief es ähnlich. Auffallend beim VfL war die extreme Abschlussschwäche. Man ließ sich von der harten Gangart der Schwarzwälder zu oft aus dem Konzept bringen und verstrickte sich in Einzelaktionen. Ein desolates Ergebnis von 19:54 zur Halbzeitpause ließ nichts Gutes für den weiteren Spielverlauf erahnen.
Doch in der Kabine konnte sich das Team neu ordnen und frischen Mut schöpfen. Zunächst geriet man noch weiter in Rückstand, doch nach einer Auszeit von Roth und einer mehr als lautstarken Erinnerung an die eigenen Vorhaben war der VfL wie ausgewechselt. Urplötzlich stand man den Gegnern auf den Füßen, verhinderte seinerseits das flüssige Aufbauspiel der Schwenninger, und wenn doch mal ein Spieler zum Korb ziehen konnte, war Jonas Gieseck zur Stelle. Der 2,10m-Center machte in der zweiten Hälfte ein überragendes Spiel und blockte insgesamt 8 Würfe der Panthers direkt unter dem Korb weg. Endlich waren die Gastgeber beeindruckt und auch die Einwechslung der Profis konnte die Bensheimer nicht mehr stoppen. Auffallend bis zur Schlusssirene: Neuzugang Russel Drach. Der 25-jährige Flügelspieler nutzte seine Spielzeit insbesondere defensiv so stark, dass auch die Kommentatoren im professionellen Schwenninger Livestream voll des Lobes waren. Bis zum Ende der Partie betrieben die Bensheimer noch Ergebniskosmetik. In den letzten drei Minuten konnte Schwenningen keinen Punkt mehr erzielen, sodass man das Spiel mit einem eher guten Gefühl beendete.
In den abschließenden Interviews zeigten sich Coach Roth und Flügelspieler Julius Kraus kritisch und zuversichtlich zugleich: „Für die nächsten Spiele, vornehmlich für unser Heimspiel gegen Karlsruhe, wünsche ich mir, dass wir keine Anlaufphase mehr brauchen, sondern von der ersten Sekunde bereit für einen harten Fight sind“, gab Kraus zu Protokoll. Sein Trainer ließ bei dieser Gelegenheit durchblicken, dass er aufgrund der Ausgangslage auch eher einige Dinge in Richtung Jahresendspurt ausprobiert hatte, was zumindest in dieser Partie nicht immer von Erfolg gekrönt war.
Es spielten: Justus Arndt (4 Punkte), Johann Roth (8), Julius Kraus (8 / 2 Dreier), Jonas Gieseck (10), Niko Anders (7 / 1), Russel Drach (5 / 1), Tobias Faller (6), Eric Curth (12).
